Die Vielfalt der natürlichen Tauchplätze auf Malta, Comino und Gozo geht oftmals vergessen. Zu prominent sind die vielen Wracks, über die in den Medien immer wieder berichtet wird. Bei meinem Besuch auf den maltesischen Inseln waren diesmal die von der Natur geschaffenen Tauchplätze im Fokus.
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In 25 Minuten über den Gozo-Kanal zur kleinen Schwester von Malta
Gozo, charakterlich geprägt von enormen geologischen Kräften
Spricht man als Taucher von Gozo, kommen das Blue Hole, das Azure Window und der Inlandsee unweigerlich in den Sinn.
Genau an diesen Plätzen sind unsere heutigen drei Tauchgänge geplant… wobei es das berühmte Azure Window mittlerweile nicht mehr gibt.
Mit Ermes, meinem Tauchpartner, machen wir uns gegen 9 Uhr auf den Weg nach Dwejra, wo sich die drei erwähnten Tauchplätze befinden.
Jeder der Gozo kennt, kennt auch das Azure Window, auf Deutsch das “Blaue Fenster”. An allen Postkartenständern ist es noch bestens vertreten, obwohl es bereits am 08. März 2017 bei einem heftigen Sturm eingestürzt ist.
Nach der Bootsfahrt über den Kanal durch die Felsen bin ich äußerst beeindruckt. Jetzt steigt die Spannung, wie sich der Kanal unter Wasser präsentieren wird. Durch den flachen, grünlichen und durch die vielen Schwimmer sowie den stetigen Bootsverkehr getrübten Inlandsee schwimmen wir auf den Inlandseekanal zu.
Vor dem Eingang tauchen wir in einen düsteren Spalt hinab, der erstaunlich schnell an Tiefe gewinnt. Rechts und links karge Felswände und immer wieder knatternde Boote über uns. Die Stimmung ist etwas gespenstisch. Leben gibt es in dieser düsteren Umgebung quasi keines. Bei genauerem Hinschauen wirken die im Lichtkegel der Tauchlampe erhellten Felswände wie moderne abstrakte Kunstwerke aus weißen, roten und blauen Schwämmen. Am Ende des Kanals öffnet sich das tiefblaue Meer, und der Tauchgang führt entweder links oder rechts herum an einer Steilwand entlang.
Dwejra repräsentiert über und unter Wasser die Ergebnisse der enormen geologischen Kräfte, welche für den Charakter der Insel Gozo verantwortlich sind. Kein Wunder, dass sich Dwejra trotz des Verlustes des Azure Windows sowohl bei Landtouristen als auch bei Tauchern weiterhin großer Beliebtheit erfreut.
it-Tokk im Herzen Victorias
Maltas kleine Schwesterinsel Gozo ist idyllischer als das eher hektisch wirkende Malta. Rabat, besser bekannt als Victoria, ist das geografische und wirtschaftliche Herz der Insel und zugleich die Hauptstadt Gozos. Erhaben thront die Zitadelle, deren Besuch ein Muss ist, über Victoria. Beim Panoramarundgang auf den gewaltigen Befestigungsanlagen lasse ich meinen Blick über die Insel schweifen. Am Horizont erheben sich auffällig die Kuppeln von Kathedralen aus der Mitte der typischen im Sonnenschein erstrahlenden Sandsteingebäude. Die Häuser mit ihren teils verspielten Fronten und Balkonen fügen sich harmonisch in das Landschaftsbild der Insel ein.
Gerne würde ich das vorzügliche Abendessen mit einem lokalen Dessert abrunden. Mein süßer Zahn bleibt jedoch leider unbefriedigt mangels eines entsprechenden Dessertangebots. Nichtsdestotrotz mache ich mich gut gesättigt auf den Rückweg zum Hotel. Der Mgarr-Hafen und das Zentrum von Victoria sind über zwei Buslinien, die bis Mitternacht regelmäßig verkehren, gut erschlossen. Der erste Bus rauscht einfach an der Haltestelle vorbei. Es ist nicht meine Buslinie, und ich erinnere mich glücklicherweise an meinen letzten Maltabesuch, dass man dem Busfahrer signalisieren muss, wenn man mitfahren möchte. So hält der richtige Bus auf mein Zeichen hin auch tatsächlich an und bringt mich zurück zum Hafen, dessen Beleuchtung für eine besondere nächtliche Stimmung sorg.
Traditionelle Salzproduktion in den Xwejni Salzpfannen
Mein letzter Tag auf Gozo bricht an. Der Rückflug ist morgen erst am Nachmittag, was mir noch zwei Tauchgänge am Vormittag erlaubt. Auf dem Weg zu den heutigen Tauchplätzen im Norden der Insel führt die Uferstraße ca. 1-2 km an einem ins Meer hineinragenden Sandsteinplateau entlang. Ein Teppich mit Rechteckmuster breitet sich auf dem Plateau aus. Es handelt sich um die Xwejni Salt Pans, welche auf dieser Ebene künstlich angelegt wurden.
Unzählige kleine, sehr flache und einige tiefere, deutlich größere rechteckige Becken sind aus dem Sandstein heraus gehauen und dienen der Salzgewinnung. Diese traditionelle Form der Salzproduktion ist bereits auf die Zeit der Phönizier und Römer zurückzuführen. Ein älteres Paar verkauft an der Straße kleine Säckchen mit Gozo Salz. Voller Stolz zeigen sie mir ein kleines Fotoalbum in zerfledderten Klarsichthüllen. Die Bilder im Album dokumentieren die einzelnen Schritte der Salzproduktion.
Die ältere Dame erklärt mir, dass ihr Sohn das Meerwasser mit einer elektrischen Wasserpumpe vom Meer in die größeren Becken pumpt. Sobald ein Teil des Wassers verdunstet ist, wird es aus diesem großen Becken auf die vielen kleinen flachen Salzpfannen verteilt. Im Hochsommer, wenn es sehr trocken und extrem heiß ist, verdunstet das Wasser in den Salzpfannen innerhalb von sieben Tagen. Es ist jedoch wichtig, dass die Pfannen niemals ganz austrocknen, damit sich das Salz noch abtragen lässt. Die übrig bleibende reine Meersalzmasse wird zusammengeschoben, abgetragen und aufgehäuft, bis das Meersalz letztlich komplett kristallisiert ist . Der ältere Herr mit markanten Gesichtszügen berichtet mit einem Funkeln in den Augen, dass er in einer guten Saison 23-26 Tonnen Salz produziert. Eine Menge, die mich bei diesem rein natürlichen und manuellen Produktionsprozess in Erstaunen versetzt.
Billinghurst Cave
Der erste Tauchplatz ist heute die Billinghurst Cave im äußersten Norden der Insel. Entlang der Küste wimmelt es von Tauchplätzen und natürlich auch von Tauchern. Für die maltesischen Inseln hat der Tauchtourismus unverkennbar eine enorme Bedeutung. Fast alle Tauchplätze sind gut markiert und mit Treppen und Geländern zugänglich gemacht. An einigen Plätzen stehen sogar Tafeln mit Beschreibungen des Tauchplatzes.
Das letzte Stück der Anfahrt zur Billinghurst Cave ist spektakulär. Ermes lenkt den allradgetriebenen Hilux langsam über die Unebenheiten und tiefen Risse des von Wind und Wasser geschaffenen Küstenplateaus bis zum Einstiegsplatz. Hier reiht sich gerade Taucher an Taucher vor der Leiter, über die man ins Wasser gelangt. Bei 30°C in der prallen Sonne ist es kein Vergnügen im Neoprenanzug anstehen zu müssen. Wir lassen uns daher Zeit, die ich nutze, um den ZEN-Kreis – ZEN, eine Buddhistische Strömung – aus Steinmännchen genauer zu inspizieren. Ein kleines Holzschild ermuntert den Kreis zu erweitern, ohne die Spirale selbst zu berühren.
Die Taucherschlange hat sich mittlerweile aufgelöst. Jetzt legen auch wir unser Equipment an und steigen über die Leiter hinunter ins Wasser. Wir befinden uns direkt vor der Billinghurst Cave. Wie in den meisten großen Höhlen tauchen wir einfach ins Dunkle hinein, was zunächst wenig Reiz verspricht. Natürlich ändert sich der Eindruck umgehend, als wir umkehren. Vor uns das leuchtende Blau des Meeres eingefasst in den schwarzen Rändern des Höhleneingangs. Ein Anblick, der mich immer wieder begeistert! Von hier tauchen wir an einer Steilwand entlang, die Heimat von unzähligen Mittelmeer-Fahnenbarschen ist.
Zu Besuch in der verborgenen Kathedrale
Tauchen ist kein Zuckerschlecken...
Auf Malta sind die Tauchplätze in der Regel leicht zugänglich. Gozos Küste ist schroff und oftmals steil abfallend. Sofern man nicht gerade mit Neoprenanzug, Tauchflasche und Blei bestückt ist, offeriert die Steilküste atemberaubende Anblicke. Für uns Taucher bedeutet es hier und da etwas mehr physische Anstrengung, um den Einstieg ins Wasser zu erreichen. Tauchen ist hier nicht immer ein Zuckerschlecken, aber es heißt ja schließlich auch “Sport”tauchen. So auch an der Kathedrale, dem Lieblingstauchplatz von Christine.
Allein der Anblick der Wied Il-Ghasri Schlucht aus der Vogelperspektive ist atemberaubend schön und entschädigt für die zu erwartende Anstrengung. Wie eine Schlange windet sich die schmale Schlucht von einem winzigen steinigen Strand hinaus aufs Meer. Ein typischer Postkartenblick. So viel zur landschaftlichen Schönheit… Jetzt steht uns der Abstieg zum Kiesstrand bevor. Vorbei an blühenden Kapernbüschen zähle ich bis zum Einstieg 82 in den Fels gehauene Stufen. Zum Glück sind diese selbst mit Tauchequipment erstaunlich angenehm zu bewältigen. Anscheinend scheuen dennoch die meisten Taucher die nicht zu verleugnende körperliche Anstrengung bei den hochsommerlichen Temperaturen. Während an den vorherigen Tauchplätzen der Massentauchtourismus unübersehbar war, begleiten uns hier lediglich einige Badegäste auf den ersten Metern, die wir in den Canyon hineinschwimmen.
Vom sonnendurchfluteten Canyon ins schwarze Loch
Bevor wir abtauchen, macht Ermes mich auf Felseinschnitte auf beiden Seiten der Schlucht aufmerksam. An dieser Stelle querte früher ein schwerer Balken die Schlucht. Angreifern war es so unmöglich mit dem Schiff in der Bucht zu landen.
Der Canyon gewinnt langsam an Tiefe und erstrahlt auf seiner gesamten Länge im gleißenden Licht der Mittagssonne. Ein Schwarm rot leuchtender Soldatenfische schmiegt sich an die Flanke des Canyons. Am Ende des Kanals tut sich die Weite des Meeres auf. Von hier folgen wir rechter Hand einer Steilwand, bis wir uns urplötzlich vor einem riesigen, tiefschwarzen Loch befinden.
Die Cathedral Cave! Wir verschwinden im Nichts. Kurz darauf signalisiert Ermes “auftauchen”. In diesem Moment bin ich etwas irritiert und an der Wasseroberfläche dann komplett verblüfft. Über uns ein Gewölbe, welches den Kuppeln einer der vielen maltesischen Kathedralen gleichkommt. Vor uns ein völlig irreales Bild. Die Wasseroberfläche in der düsteren Kathedrale leuchtet in einem satten Blau. Wie ist das möglich? Der riesige Höhleneingang unter Wasser sorgt durch das viele eindringende Tageslicht dafür, dass wir uns in der Kathedrale inmitten eines blauen Farbtopfs wiederfinden. Eine verborgene Kathedrale, deren Eingang sich unter Wasser befindet! Für mich ein krönender letzter Tauchgang.
Mein Taucherfazit zu den maltesischen Inseln
Die Maltesischen Inseln gehören ohne Wenn und Aber zu den top Tauchdestinationen im Mittelmeer. Die Vielfalt der Tauchplätze faszinierende Tauchgängen für jeden Taucherlevel. Ein weiteres Plus sind die guten Sichtweiten auf Malta. Natürlich hat der starke Wind diese Woche das Wasser leicht getrübt. 10-15 m Sicht sind aufgrund der felsigen Umgebung trotzdem quasi garantiert. Im Vergleich zu anderen Mittelmeerdestinationen ist auch die Tauchsaison etwas länger. Selbst im September darf man sich immer noch über Wassertemperaturen um 23°C freuen. Gepaart mit der ruhigeren Nachsaison also ein ausgezeichneter Monat für Taucher.
Von den beiden Extra Diver Tauchbasen auf Malta und Gozo kann man sich fast zuwinken. Der kurze Transfer über den Gozo Kanal bietet die Option, ohne großen Aufwand, die Unterwasserwelt auf beiden Inseln kennenzulernen.
In den vergangenen sechs Tagen konnte ich lediglich einen Bruchteil der möglichen Tauchplätze erkunden. Dennoch bin ich begeistert von der speziellen Unterwassertopografie der maltesischen Inseln. Mein Abschlusstauchgang zur Kathedrale mit dem irrealen blauen Licht war ein weiterer Beweis dafür, dass die Natur auf Malta, Comino und Gozo diverse Unterwasserkunstwerke geschaffen hat. Die natürlichen Tauchplätze brauchen sich keineswegs vor den bekannten Schiffswracks der Inselgruppe verstecken.
Beste Reisezeit für Taucher - Malta & Gozo
Das Klima auf den maltesischen Inseln ist subtropisch mediterran. Die Sommer sind heiß und regenarm. Im Winter ist es angenehm mild aber etwas feuchter.
Die meisten Mittelmeerinseln lassen sich ganzjährig gut bereisen. Dies gilt auch für Malta und Gozo. Die beste Reisezeit mit sommerlichen Temperaturen herrscht von Mai bis Oktober.
Mein Fazit für Taucher
Als Taucher reist du am besten in Monaten Juni bis Oktober nach Malta oder Gozo. In dieser Zeit ist das Mittelmeer gut aufgewärmt und angenehm zum Tauchen. Wer nicht auf die Schulferien angewiesen ist, sollte die sehr heiß und zudem Touristischen Sommermonate meiden und eher auf die Monate September und Oktober ausweichen.
Klimatabelle
Hinweis: Die Tauchgänge wurden von den Extra Divers Gozo unterstützt. Alle Eindrücke sind wie immer meine eigenen, darauf kannst du zählen!
Gut zu wissen
Land: | Malta |
Lage: | Südeuropäischer Staat im Mittelmeer zwischen der Insel Sizilien und dem afrikanischen Kontinent gelegen. |
Größe: | Die maltesischen Inseln liegen im Mittelmeer etwa 95 km südlich von Sizilien, 290 km östlich von Tunesien und 360 km nördlich von Libyen am östlichen Ende der Straße von Sizilien. Die drei größten Inseln Malta (246 qkm), Gozo (70 qkm) und Comino (3 qkm) sind bewohnt. |
Hauptstadt: | Valletta |
Bevölkerung: | ca. 433 Tausend Einwohner (Stand 2015) |
Sprache: | Maltesisch, Englisch |
Religion: | Die Mehrheit der maltesischen Bevölkerung (98 %) ist römisch-katholisch. Daneben gibt es nur einige wenige Protestanten, Orthodoxe, Juden und Muslime. |
Geld: | Seit Anfang 2008 hat auch Malta den Euro eingeführt. |
Visum: | Die Einreise nach Malta ist mit einem gültigen Reisepass oder Personalausweis möglich. |
Tauchgenehmigung: | nicht erforderlich |
Zeit: | mitteleuropäische Zeit (MEZ) |
Medizinische Hinweise: | Es sind keine spezifischen Impfungen vorgeschrieben (ohne Gewähr). Akutelle Informationen vor der Reise einholen. |
Elektrische Spannung: | 220 V |
Information im Web: | www.extradivers-worldwide.com
www.extradivers-worldwide.com – Malta www.extradivers-worldwide.com – Gozo www.visitmalta.com |
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