Forschung und Meeresschutz auf der boot Düsseldorf 2024
Trotz des Bahnstreiks habe ich es auch dieses Jahr wieder an die boot geschafft. Aufgrund des Streiks leider nur für einen Tag, doch der war wieder vollgepackt mit interessanten Gesprächen, tollen Eindrücken und vor allem mit Begegnungen mit Freunden und neuen Bekanntschaften aus der Tauchszene. Wie du es aus den vergangenen Jahren bereits von mir kennst, gilt mein besonderes Augenmerk auf der boot Düsseldorf insbesondere den Themen rund um Nachhaltigkeit. Meeresschutz geht uns alle an, weshalb ich dir wieder einige Impressionen von der boot 2024 mitbringe, wie auch du und ich einen kleinen Beitrag zum Schutz unserer Meere leisten können.
AGA Meeresschutzprojekt Schildkröten - "Alle 7 Meeresschildkrötenarten bedroht"
Die Aktionsgemeinschaft Artenschutz (AGA) e.V. setzt sich seit über 35 Jahren für den Erhalt bedrohter Arten und deren Lebensräumen ein und unterstützt verschiedene Projekte zum Schutz der Meeresschildkröten. Obwohl Meeresschildkröten seit Millionen von Jahren durch unsere Meere streifen und sogar die Dinosaurier überlebt haben, sind sie heutzutage Gefahren ausgesetzt, denen sie nicht selber Herr werden. Alle sieben Meeresschildkrötenarten sind aktuell vom Aussterben bedroht.
Das war in meinem Bauch
Auf der boot Düsseldorf treffe ich Alexandra Martin von der AGA in der Love your Ocean Area. Von ihr erfahre ich einiges über Meeresschildkröten und wie jeder einzelne, zum Beispiel im nächsten Strandurlaub, zum Schutz der Schildkröten beitragen kann. Neben vielen anderen Gefahren ist die Verschmutzung unserer Meere durch Plastik eine der größten Gefahren für Schildkröten.
Im Titelfoto zum Beitrag siehst du eine Stoffschildkröte, die Alexandra in Originalgröße einer an Plastikmüll im Meer verendeten Meeresschildkröte gebastelt hat. Was die kleine Schildkröte alles an Plastikteilchen gefressen hat, befindet sich in dem Döschen auf dem Bild. All das wurde im Magen der armen kleinen Schildkröte gefunden.
Gib einer Schildkröte einen Namen!
Von Alexandra lerne ich auch, dass Meeresschildkröten ein eindeutiges Muster im Gesicht haben, anhand dessen individuelle Tiere identifiziert werden können. Form und Anordnung des Musters im Gesicht entsprechen quasi dem Fingerabdruck beim Menschen. Je umfangreicher die Foto-Datenbank ist, je mehr Erkenntnisse lassen sich über Habitatnutzung der Meeresschildkröten erzielen. Hierdurch wiederum lässt sich der Lebensraum der Schildkröten besser schützen.
Mit einer Spende ab 50 EUR kannst du das PhotoID-Programm unterstützen und einer registrierten Meeresschildkröte einen Namen geben.
Turtle Foundation - Spielerisches Lernen über Meeresschildkröten
Wie der Name bereits verrät, hat sich auch die Turtle Foundation zum Ziel gesetzt die Meeresschildkröten und ihre Lebensräume nachhaltig zu schützen. Die Aktivitäten fokussieren sich insbesondere auf die Projektgebiete in Indonesien und auf Kapverden. Gemeinsam mit der örtlichen Bevölkerung dort werden Konzepte zum Schutz der Meeresschildkröten bei der Eiablage und in den küstennahen Gewässern erarbeitet. Auf der kapverdischen Insel Boa Vista gibt es zwei Camps, bei denen du dich für ein Volunteering melden kannst.
Am Stand der Turtle Foundation bringen Franzi & Hannah unserer Tochter Lia auf spielerische Art die Verhaltensweisen der Meeresschildkröten näher. Beim Leiterspiel darf erst gewürfelt werden, wenn eine der Fragen über Schildkröten korrekt beantwortet ist.
Wo schlafen Meeresschildkröten?
H2EAU Sound Laboratory - Tolles Hörerlebnis für uns, Lärmverschmutzung für die Meere
Mit dem H2EAU Sound Laboratory hat Konrad Zimmermann ein ganz besonderes Projekt auf die Beine gestellt. Seine abenteuerlich wirkende Wasserklang-Installation auf der boot 2024 erinnert mich an den Erfinder Daniel Düsentrieb. In den Wassergefäßen befinden sich äußerst sensible Hydrophone (quasi Unterwasser-Mikrophone), die den Schall unter Wasser aufnehmen, an eine Musikanlage weiterleiten und so für uns hörbar machen. Es ist kaum zu glauben, was allein ein ins Wasser gestoßenes Holzstäbchen für Laute erzeugt.
Einzigartiges Hörerlebnis für uns
Es ist faszinierend wie Konrad mit seiner Klang-Installation auf der boot – hier gemeinsam mit meiner Tochter – rhythmische Töne und einen coolen Sound erzeugt. Eine Kostprobe seiner “Wassermusik” kannst du dir per Klick auf den nachstehenden Button anhören.
Die komplette CD The Flow of H2eau kannst du dir z.B. auf Spotify anhören.
Lärm-Problematik für die Meere
Konrad möchte jedoch mit seiner Installation auch ein Bewusstsein für die Lärmbelastung der Meere schaffen. Im Wasser breitet sich Schall rasend schnell und kugelförmig über enorme Distanzen aus. Darüber hinaus ist der Schall im Wasser wesentlich lauter als an der Luft. Ca. 90% des weltweiten Güterverkehrs findet auf dem Wasser statt. Gerade die Lautstärke von riesigen – oft alten – Frachtschiffen macht vielen Lebewesen im Meer zu schaffen. Allein durch deren Geschwindigkeitsreduktion könnten die Schallemissionen im Meer deutlich verringert werden.
MareMundi - Save our Seas
MareMundi ist ein Verein, der sich dem Meeresschutz verschrieben hat und sich in drei Bereichen engagiert.
Forschung
Das Ökosystem Meer zu verstehen, ist die Basis um Meeresschutz und Bildung betreiben zu können
Bildung
Mit dem Wissen über die Meere, kann die Wichtigkeit der Ozeane der Öffentlichkeit näher gebracht werden
Meeresschutz
Je besser die Bildung zum Meeresschutz in der Bevölkerung, je größer der Hebel für die Umsetzung von Schutzmaßnahmen
Mit dem MareMundi Institut Krk und der MareMundi Station Kreta, betreibt der Verein zwei Einrichtungen an klassischen Urlaubszielen. Hier werden sowohl meeresbiologische Projektwochen (z.B. für Schulklassen, Kleingruppen) als auch längerfristige Volontär- Programme angeboten. Teilweise gibt es auch Bildungsveranstaltungen, die für jedermann angeboten werden, wie zum Beispiel das Seeigel Projekt. Vielleicht ein toller Programmpunkt in deinem nächsten Sommerurlaub auf Krk oder Kreta? Informiere dich einfach direkt bei MareMundi.
Kreativ-Workshop: Gestalte dein eigenes Meerestier
Ingrid Meemken möchte Kindern mit ihrem Workshop “Gestalte dein eigenes Meerestier” auf spielerische Art Wissen über Meerestiere vermitteln. Ihr Ziel ist es sich eine eigene schöne Urlaubs-Erinnerung zu gestalten und anstatt Muscheln, Seeigelgehäuse, Steine oder ähnliches aus dem Meer mitzunehmen.
Den Workshop bietet Ingrid nicht nur auf der boot an, sondern auch auf der Insel Krk im Rahmen des MareMundi Sommerprogramms. Falls du deinen Urlaub mal auf der schönen Insel Krk in Kroatien verbringst, informiere dich vorgängig bei MareMundi über das aktuelle Sommerprogramm.
Spannende Fakten über Seeigel:
- Seeigel und Seesterne sind miteinander verwandt, sie gehören zur Familie der Stachelhäuter (Echinodermata)
- Ihre Mundöffnung haben Seeigel auf der Unterseite
- Den Zahnapparat des Seeigels nennt man auch die “Laterne des Aristotels”
- Seeigel können über ihre Ambulakralfüßchen laufen, die über den ganzen Körper verteilt sind
- Ambulakralfüßchen (Podia), deren Ende aussehen wie Saugnäpfe, funktionieren nicht wie lange – auch von der Wissenschaft – angenommen wurde, über eine Saugtechnik, sondern über Kleber, d.h. der Seeigel sondert eine Kleberflüssigkeit auf die Unterseite seiner Füßchen, die sich dadurch auf den Untergrund festkleben und schickt direkt ein Lösemittel hinterher, so dass er die Füße wieder vom Untergrund ablösen kann
Winzige Seeanemone unterm Mikroskop
Das Leben im Wasser durch ein wissenschaftliches Mikroskop zu beobachten, hat mich bereits im vergangenen Jahr auf der boot 2023 fasziniert. Diesmal liegt eine einfache Muschel, welche anscheinend nur mit Algen bewachsen ist, unter dem hochauflösenden Mikroskop. Denkste! Neben diversen mikroskopisch kleinen Seepocken, die mit feinen Fächerärmchen Nahrung aus dem Wasser filtern, zeigt mir Selina sogar eine winzige Seeanemone, die auf der Muschelschale lebt. Wow!
Mit dem Wissen, dass auf der Muschel noch diverse mikroskopisch kleine Lebewesen ihr zu Hause haben, versteht sich von selbst, diese im Meer zu belassen!
Nachhaltige Produkte gewinnen an Wichtigkeit
Unternehmen, die Nachhaltigkeit für vernachlässigbar halten, werden m.E. langfristig keine Zukunft haben. Dies gilt auch für die Tauchbranche! Immer mehr Hersteller investieren bewusst in eine nachhaltige Produktion von Tauchequipment. Auf der diesjährigen boot Düsseldorf habe ich mich mit Rannva Joermundsson von forth element sowie Paulina Barałkiewicz von seashopper.eu zum Thema nachhaltige Produktion unterhalten.
OceanPositive Kollektion von fourth element
Fourth element, die Premiummarke für Tauchbekleidung, setzt mit ihrer OceanPositive Kollektion ein klares Zeichen für die Entwicklung von Produkten aus wiederverwendeten Materialien. Stetig wird die OceanPositive Produktpalette erweitert oder es werden etablierte Produkte in neuen Produktionsverfahren nachhaltiger produziert. Rannva Joermundsson, Head of Sales, stellt mir auf der boot einige dieser Produkte vor.
“Wir versuchen im Rahmen von OceanPositive Einwegplastik so weit wie möglich zu reduzieren und wo immer möglich recycelte Materialien zu verwenden. Ebenso gehört es zu unserer OceanPositive Philosophie langlebige Premiumprodukte herzustellen. Gleichwohl ist uns bewusst, dass es noch ein langer Weg ist, um positive Effekte auf unsere Ozeane zu erzielen.” berichtet mir Rannva.
Das Flossenblatt der schönen türkisen Geräteflossen, welche Rannva in den Händen hält, ist zu 100% aus recyceltem Plastik hergestellt und minimiert den ökologischen “Flossenabdruck” auf unseren Ozeanen. Der bewährte Arctic Unterzieher darf nun auch das OceanPositive Logo tragen, da dieser nun auch aus recyceltem Kunststoff hergestellt wird. Die Techflosse ist zwar nicht aus recyceltem Material, dafür aber aus natürlichem Gummi hergestellt, was die spätere Entsorgung Naturverträglicher macht. Zudem wird komplett auf eine Verpackung verzichtet und stattdessen ein Karabinerhaken geliefert, mit dem die Flosse auch zu Hause einfach aufgehängt werden kann.
Die Thermocline Linie sind Anzüge, die äquivalent zu einem 1.5 mm Neoprenanzug jedoch im Wasser neutral sind. Neu sind die Thermocline Produkte aus recyceltem Polyester sowie einem kleinen Materialanteil von Geisternetzen hergestellt. Ganz neu im Sortiment sind die Hydro-T Rashguard Shirts, quasi PET-Flaschen zum Anziehen, denn sie werden zu 85% aus recycelten PET-Flaschen produziert. Neben dem positiven Effekt für den Meeresschutz, bieten die Rashguard-Produkte einen UPF50+ Sonnenschutz. Damit haben sie auch einen positiven Effekt für den Schutz deiner Haut und letztlich auch wieder für die Meere, da diese mit weniger Sonnenmilch belastet werden.
Seashopper - Schicke Taschen aus alten Segeln
Mit strahlenden Augen und einem gewissen Stolz erzählt mir Paulina Barałkiewicz, dass jede der schlicht eleganten Seashopper Taschen in Handarbeit hergestellt ist. Als Material verwendet sie alte ausgediente Segel. Jede Tasche erhält einen Stempel, welcher die Herkunft des Segels verrät. So ist unsere schicke blaue Tasche früher über die Nordsee gesegelt. Damit ist jede Tasche ein Unikat. Ein tolles Beispiel für nachhaltiges Upcycling!
Wichtiger Hinweis
Dieser Beitrag ist weder Werbung noch in irgendeiner Weise von den erwähnten Firmen / Organisationen gesponsort!!! Als Taucher und Naturliebhaber, liegt es mir am Herzen darüber zu reden, wenn jemand etwas Gutes für die Natur und unsere Meere tut bzw. die Tauchbranche mit coolen neuen Produkten bereichert.
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