Delfine "richtig" beobachten mit Dolphin Watch Alliance
Angela Ziltener ist Meeresbiologin und Gründerin der Dolphin Watch Alliance (DWA). Seit vielen Jahren erforscht sie die Lebensweisen der Delfine im Roten Meer. Ihre Leidenschaft für diese faszinierenden Tiere ist vom ersten Moment an unverkennbar. Ich habe das Glück Angela für einige Tage auf dem Roten Meer bei ihrer Arbeit begleiten zu dürfen.
Angela Ziltener, Dolphin Watch Alliance
Angela Ziltener
Seit mehr als 10 Jahren erforscht die Biologin Angela Ziltener das Verhalten und die Lebensweisen der Delfine im Roten Meer. Ebenso engagiert sie sich für den nachhaltigen Schutz und respektvollen Umgang mit den Delfinen, deren Lebensweise insbesondere durch den zunehmenden Tourismus stark beeinträchtigt wird.
Forschungsarbeit auf dem Meer
Wie sieht eigentlich ein typischer Forschertag auf dem Roten Meer aus? Zunächst gilt es ein Boot zu organisieren, da die DWA keine eigenen Boote besitzt. Sofern Tauchflaschen benötigt werden, unterstützt der Orca Dive Club El Gouna die Forscher. Darüber hinaus gehören ein gutes Fernglas sowie Kameras für Aufnahmen über und unter Wasser zum Handwerkszeug der Forscher.
Sofern das Wetter mitspielt, machen sich die Forscher – in diesem Fall inklusive mir – in aller früh auf den Weg zu den Plätzen, an denen sich die Delfine bekanntermaßen relativ häufig aufhalten. Eine Garantie, dass sie sich dort auch wirklich aufhalten, gibt es jedoch nicht. Das Gebiet in dem die Tiere zu Hause sind, erstreckt sich von Gubal Island bis Giftun Island (ca. 50 km).
Die Zeit, bis überhaupt Delfine gesichtet werden, kann so schon recht lang werden. Leider habe ich eine ziemlich windige Woche erwischt. Die Wellen erschweren die Sichtung von Delfinen extrem, weshalb die Forschungsausfahrten i.d.R. nur bei sehr geringem Wind erfolgen. Extrem viel Geduld ist gefragt …
Die wunderschönen türkisblau strahlenden Lagunen gehören zu den beliebten Schlafplätzen der Indopazifischen Großen Tümmler. Leider haben wir heute kein Glück, denn das Schlafzimmer bleibt leer. Auch wenn die Delfine sich heute nicht blicken lassen, gibt es an den herrlichen Riffen unter der Wasseroberfläche viel zu sehen, was das Taucherherz höher schlagen lässt.
Spätes Glück...
Auf dem Rückweg haben wir dann doch noch das Glück, eine Gruppe von Delfinen anzutreffen. Wow, diese Tiere sind einfach schön zu beobachten und zaubern direkt eine Lächeln ins Gesicht. Aber keine Zeit für Romantik… es wird ein wenig hektisch, denn nun beginnt die eigentliche Arbeit des Forschungsteams, nämlich das Erheben von Daten über die Population der Delfine. Schnell gilt es sich mit der Kamera zu bewaffnen, um möglichst von allen Delfinen in der Gruppe Fotos zu machen. Aufgrund der Fotos kann jeder einzelne der Tümmler eindeutig identifiziert werden, um z.B. die Gruppenzusammensetzung zu analysieren.
Von Angela erfahre ich, dass die gesammelten Daten zur Erforschung unterschiedlichster Themen dienen. So werden beispielsweise die Sozialstruktur, das Schlafverhalten oder das Sozialverhalten, wie Paarung und Miteinanderspielen, von den Forschern untersucht.
Bei der Spezies in den Gewässern rund um Hurghada handelt es sich überwiegend um den Indopazifischen Großer Tümmler. Die Forschungsdatenbank der DWA umfasst mittlerweile 350 Delfine, für die du im Übrigen auch eine Patenschaft übernehmen kannst.
Delfin-Mama mit Baby - Eine unvergessliche Begegnung!
Neuer Tag, neues Glück. An diesem fantastischen Tag herrschen perfekte Bedingungen für das Forschungsteam. Das Meer ist spiegelglatt und ermöglicht es den Forschern die Tiere über eine große Entfernung zu sichten. Tatsächlich taucht eine Gruppe von 8 Weibchen, darunter eine Delfin-Mama mit Baby, auf. Angela deutet mir an, schnell das Schnorchelequipment anzulegen und möglichst geräuschlos ins Wasser zu gleiten. Wow, mein Herz schlägt vor Freude schneller…
Zum Glück ziehen sie nicht einfach vorüber, sondern bleiben bei uns. Sie scheinen auch ein wenig neugierig zu sein. Die Mutter mit dem erst eintägigen Baby – wie ich von Angela erfahre – bleibt zunächst auf Distanz, wobei das Kalb immer eng bei seiner Mutter und auf der mir abgewandten Seite schwimmt. Mit der Zeit scheint das Vertrauen in uns zu wachsen und die Tümmler wagen sich immer näher zu uns. Selbst die frischgebackene Mama mit ihrem Neugeborenen wird mit der Zeit deutlich zutraulicher. Es scheint fast, als wolle sie mir ihren Nachwuchs stolz präsentieren, als sie mit dem Baby auf der mir zugewandten Seite an mir vorbei schwimmt.
Auch wenn der Wettergott mir nur einen Tag vergönnt hat mit den Delfinen zu schwimmen, bin ich Angela unglaublich dankbar, diese wunderbaren Tieren aus nächster Nähe erleben zu dürfen. Eine unvergessliche Begegnung und hoffentlich nicht die Letzte.
Delfine beobachten mit Orac Dive Club und DWA
Als non Profit Organisation ist die Dolphin Watch Alliance unter anderem auf Kooperationen im Rahmen ihrer Forschungstätigkeiten angewiesen. So dürfen Angela und ihr Team seit vielen Jahren auf die Unterstützung des Orca Dive Clubs El Gouna zählen.
Die Kooperation mit dem Orca Dive Club hat gleich zwei positive Aspekte. Einerseits unterstützt die Tauchbasis das Forscherteam immer wieder mit dem nötigen Equipment – wie z.B. Tauchflaschen – um ihrer Arbeit auf dem Meer nachgehen zu können.
Andererseits führt auch Orca Tagestouren zur Sichtung mit Delfinen durch. Diese Ausfahrten werden selbstverständlich nach dem von der DWA entwickelten Code of Conduct (s.u.) und somit so nachhaltig wie möglich durchgeführt. Beim heutigen Massentourismus im Roten Meer ein absolutes Muss, um die Einschränkungen für die Delfine auf ein absolutes Minimum zu reduzieren. Gleichzeitig bietet sich auf den Delfin-Touren immer wieder die Möglichkeit, den Schnorchlern und Tauchern an Board mehr über die Lebensweisen der Delfine im Roten Meer zu erklären. So springt – ups falsch – gleitet jeder einzelne mit geschärftem Wissen zu den Delfinen ins Wasser und kann sein Verhalten so anpassen, dass die Delfine möglichst wenig gestört werden.
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Du befindest dich im Schlafzimmer der Delfine!
Anders als wir Menschen sind die Indopazifischen Großen Tümmler in der Nacht sehr aktiv, denn dann gehen sie auf Jagd. Dementsprechend ist es wichtig, dass sich die Delfine am Tage erholen können. Hierzu suchen sie tagsüber oft flache Lagunen und Korallenriffe auf, um sich dort auszuruhen. Diese Plätze werden bewusst gewählt, um während des Schlafs nicht von Haiangriffen – die meist aus der Tiefe erfolgen – überrascht zu werden.
Schlafende Delfine...
- haben ein Auge geschlossen, während sie schlafen, da eine Gehirnhälfte schläft und die andere wach bleibt.
- schwimmen, während sie schlafen.
- bleiben während des Schlafs zum Schutz eng zusammen.
- tauchen nahezu synchron auf, um Luft zu holen.
Code of Conduct der Dolphin Watch Alliance
Im Rahmen des Aufklärungsprogramms „Care for Dolphins“ hat die Dolphin Watch Alliance einen Verhaltenskodex, den sog. „Code of Conduct„, erstellt. Je mehr Touristen den Verhaltenskodex kennen und Veranstalter nachhaltiger Touren auswählen, desto weniger werden die Delfine in ihrem natürlichen Lebensraum gestört. Leider gibt es immer noch Tourenanbieter, die dem Verhaltenskodex keine Beachtung schenken. Während ich mit Angela auf dem Meer bin, werde ich Zeuge von solch einem Tourenanbieter, der mit dem Zodiac in eine Gruppe von Delfinen fährt und die Schnorchelgäste quasi darüber „abwirft“.
Verhaltenskodex für Schnorchler
Als Schnorchler – natürlich auch als Taucher – tust du Delfinen Gutes, wenn du dich an einige wenige Regeln hältst, die leicht umzusetzen sind und dein unvergessliches Erlebnis bei der Begegnung mit den Delfinen sicher in keiner Weise trüben:
Schnorchle mit Guide!
Ein erfahrener Guide sollte über die Meereslebewesen und geltenden Regeln informieren.
Trage eine Weste!
Trage Schwimmweste, Flossen, Maske und Schnorchel.
Gleite ins Wasser!
Gleite langsam und ruhig aus einer sitzenden Position ins Wasser.
Meide gestresste Delfine!
Entferne dich bei Stressanzeichen (mit der Schwanzflosse aufschlagen) von den Tieren.
Tauche nicht ab!
Tauche nicht zu den Delfinen hinunter, da sie hierdurch gestresst werden.
Nicht berühren!
Fasse nie Delfine oder andere Meerestiere an, da Krankheiten übertragen werden können.
Vermeide Müll!
Werfe keinen Abfall ins Meer und füttere keine Tiere.
Vermeide Lärm!
Vermeide unnötigen Lärm, da Delfine sehr geräuschempfindlich sind.
Piktogramme (c) by Dolphin Whatch Alliance
Wie kannst du helfen Delfine zu schützen?
Hier kannst du helfen:
Spendenkonto Dolphin Watch Alliance
Ich freue mich über jeden Beitrag, egal ob klein oder groß, mit dem du die Arbeit der DWA und damit den Schutz der Delfine unterstützt!!!
Du möchtest mehr über die Delfine im Roten Meer erfahren?
Auf der Facebookseite Care for Dolphins findest du immer wieder Neuigkeiten über die Delfine im Roten Meer.