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Gillian Shark – “Der Hai! Aus Angst wurde Faszination”

Gillian ist begeisterte Hai-Fotografin. Das war nicht immer so. Als kleines Mädchen hatte Gillian große Angst vor Haien. Mittlerweile ist sie fasziniert von den eleganten Jägern der Meere. Mit ihren fantastischen Haiaufnahmen hat sie bereits mehrfach erfolgreich an Fotowettbewerben teilgenommen und für Staunen bei Freunden gesorgt. Lies selber, wie aus Gillians Angst wahre Faszination wurde.

Haie polarisieren! Gillian Shark rückt sie mit tollen Haifotos ins rechte Licht

Das Bild vom furchteinflößenden weißen Hai

Haie gehören zu den polarisierendsten Meereslebewesen, wenn nicht sogar aller Tiere überhaupt.

Gillian Shark - Hammerahi

Fast jede:r hat den Film «Der Weisse Haie» oder ähnlich übertrieben furchteinflössende Filme gesehen. Du auch? So hat sich in vielen Köpfen ein negatives Bild von Haien und deren Verhalten gefestigt. Dass dieses Bild des «menschenfressenden Monsters» weit von der Realität entfernt ist, wissen die wenigsten. Wie auch? Die Chance, dass du einen Hai antriffst, ist sehr klein und dass bei deiner Haibegegnung etwas passiert, ist noch viel kleiner. Welche Schritte du bei einer Begegnung befolgen solltest, siehst du weiter unten. 

Gillian Shark - Karibischer Riffhai mit Fischschwarm

Angst vor Haien im See?

Als kleines Mädchen fürchtete ich mich sehr vor Haien. Ich hatte sogar Angst, dass im See oder sogar im Schwimmbad ein Hai auftauchen könnte. Dumm, ich weiß! Doch diese Angst war so tief in mir drin – lange bevor ich eines Tages einen Hai in echt antreffen würde. Trotz dieser Furcht war ich fasziniert von diesen Tieren und wollte immer mehr über sie erfahren.

Gillian Shark - Kurz und bündig!

Portrait Gillian Shark mit UW-Kamera
Künstlername:Gillian Shark
Geburtsjahr:1995
Brevet / Anz. TG:PADI Rescue Diver / 218 TG
Meine aufregendste Begegnung im Meer:Als ich das erste Mal einen Tigerhai gesehen habe.
Meine Augen leuchten beim Tauchen, ...immer - egal was ich sehe!
An Haien fasziniert mich:Alles! Ihre Schönheit, Neugierde, Schüchternheit, etc.
Mein Lieblingshai ist:Ich kann mich nie auf nur einen festlegen: Karibischer Riffhai, Zitronenhai und Leopardenhai.
In Bezug auf Haie macht mich traurig, dass...sie immer noch so dämonisiert werden und pro Jahr 100 Millionen (!) Haie u.a. für ihre Flossen getötet werden.
Mein ultimativer Tipp für faszinierende Hai-Fotos:Respektiere das Tier und habe Geduld.
Jede:r Taucher:in sollte über Haie wissen, dass...sie grundsätzlich sehr schüchtern sind.
Diesen Hai möchte ich unbedingt noch vor die Kamera bekommen:Walhai
Webseite:www.gillianshark.com

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Meine erste Haibegegnung – ein Schlüsselerlebnis

Mit ca. 13 Jahren machte ich während eines Familienurlaubs mit meinem Vater und meinen zwei Brüdern den ersten Tauchschein. Während des letzten Tauchgangs waren wir von 15 Schwarzspitzenriff- und später von drei Zitronenhaien umgeben. Die Tiere schwammen friedlich und an uns völlig uninteressiert vorbei. Das war der Moment, in dem sich meine Angst in eine Faszination umwandelte. Mir wurde bewusst, Haie sind in Wahrheit ganz anders als wie sie in den Medien präsentiert werden. In ihren Augen sah ich eine gewisse Verletzlichkeit und Schüchternheit.

Gillian Shark - Karibischer Riffhai
Karibischer Riffhai
Gillian Shark - Leopardhai
Leopardhai

Hai-Mensch-Interaktionskurs mit Dr. Erich Ritter

2014 besuchte ich einen Vortrag von Dr. Erich Ritter in Zürich. Erich spezialisierte sich in Hai-Mensch-Interaktions- und Haiverhaltensforschung. Er gründete die Organisation SharkSchool. Hieraus entstand kurz vor seinem Tod der Verein SharkSchool Teaching, welcher nun weitergeführt wird.

Kurz darauf nahmen mein Vater und ich an Erich’s Interaktionskurs auf den Bahamas teil. In diesem Kurs lernten wir jeweils am Abend in den Vorlesungen über den Körperaufbau, das Schwimmmuster, das Verhalten der Haie und wie man dieses deuten bzw. lesen lernen kann. Tagsüber konnten wir das Gelernte anwenden und die Tiere bestaunen. Während dieses Kurses begann ich Haie zu fotografieren.

Hai und Taucher in senkrechter Position
Als Taucher:in solltest du bei Hai-Begegnungen eine senkrechte Position einnehmen

Zu Hause in der Schweiz angekommen, erzählte ich meiner Familie und meinen Freunden von den Erlebnissen und zeigte ihnen die Aufnahmen. Fast alle reagierten gleich: «Ich wusste gar nicht, dass Haie so graziös und schön sein können.» Das freute mich unglaublich fest, weil das genau dem entsprach, was ich während der Tauchgänge wahrgenommen hatte.
So entschloss ich die Fotos auf Instagram zu posten, um anderen Menschen zu zeigen, was mein Umfeld auch erkannte:

Hai-Vorurteile und falsche Mythen

Es existieren bis heute unzählige falsche Mythen zu Haien. Wie z.B. dass Menschenblut Haie anlockt. DAS IST FALSCH! Dass Fischblut Haie anlockt ist klar, Fische sind Teil ihres Beuteschemas. Das Blut von Menschen kennen Haie jedoch nicht und somit interessiert es sie auch nicht.

Gillian Shark - Haie

Eine weitere Theorie, welche Erich mit seiner Forschung widerlegen konnte, ist die Verwechslungstheorie. Oft wird behauptet, dass bei Unfällen mit Surfern, Haie diese mit Robben verwechseln. Das kann so gar nicht stimmen und hier kommt die Erklärung:

Haie gibt es bereits mehr als 400 Millionen Jahre. Sie sind Spitzenräuber, welche ihre Beute seit Urzeiten kennen und nicht mal so eben verwechseln. Zudem sind Weiße Haie, welche vorzugsweise Robben jagen, zwischen 5-7 Meter lang. Surfunfälle ereignen sich meist in nicht sehr tiefem Wasser. Wenn sich ein Weißer Hai auf einen Angriff vorbereitet, kommt das Tier von unten senkrecht nach oben geschossen. Mit der oben genannten Länge der Tiere und dem Fakt, dass das Wasser meist nicht genügend tief für das senkrechte Anschwimmen ist, sollte klar sein, dass es sich somit bei Surfunfällen nicht um einen solchen Angriff handeln kann.

Gillian Shark - Shark School Erich Ritter

Ein weiteres Argument liefert die Bisswunde. Verglichen mit einem richtigen Biss an einer Robbe, wo die Hälfte des Körpers weg ist, weil der Hai mit solch einer Kraft zu- bzw. abbeißt, weisen Bissabdrücke auf Surfbrettern oder den Opfern meist lediglich einen Abdruck an der Bissstelle. Die Verletzungen stammen meistens nicht vom Biss selber (der sogenannten Primärwunde), sondern von der Sekundärwunde. Diese entsteht, wenn das Körperteil weggezogen wird, weil die Person sich befreien möchte.

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Wie verhalte ich mich richtig bei einer Haibegegnung?

Drei Jahre nach dem Interaktionskurs mit Haien, durfte eine kleine Gruppe, inklusive mir, Erich während eines Praktikums in Grand Cay, Bahamas, bei seinen Forschungen unterstützen. Ich lernte wieder viel dazu, wofür ich Erich unendlich dankbar bin.

Gillian Shark - Hai mit Sonnenstrahlen

Im darauffolgenden Jahr durfte ich Erich mit weiteren fünf Personen bei neuen Forschungsprojekten am selben Ort assistieren .

Erich’s Grundsätze, die er immer wiederholte, waren: «Es gibt keine gefährlichen Haie, nur gefährliche Situationen». Was er damit meinte ist, dass ein Hai-Unfall (und ich verwende hier bewusst das Wort Unfall, anstelle des weitverbreiteten Begriffs Attacke) eine Aneinanderreihung von verschiedenen Faktoren ist. Wenn du diese Faktoren erkennst und verstehst, kannst du einem Haiunfall vorbeugen.

3 Verhaltensregeln für Haibegegnungen

Erich Ritter hat drei Anweisungen entwickelt, welche du befolgen solltest, wenn du einem Hai begegnest:

Nimm eine vertikale Position ein

Alles was horizontal auf der Wasseroberfläche schwimmt, kann für einen Hai interessant sein, denn tote Fische schwimmen auf der Wasseroberfläche auf. Dies kann den Hai animieren es genauer anzuschauen.

Schau den Hai immer an

Haie sind scheue Tiere. Sie inspizieren ihre Beute gern von hinten. Wenn du den Hai jedoch anschaust, weiss das Tier, dass es bemerkt wurde.

Drehe dich um deine eigene Achse

Es kann sehr gut sein, dass der Hai dich umkreist, um dich weiter auszukundschaften. Drehe dich stets mit dem Tier mit.

Gillian Shark - Schnorcheln in senkrechter Position
Vertikale Position beim Schnorcheln mit Haien
Haie und Taucher in senkrechter Position
Vertikale Position beim Tauchen mit Haien
Gillian Shark - Hai mit Taucher

National Geographic Newcomer Unterwasserfotografie 2021

Mittlerweile bin ich sehr aktiv mit meiner Unterwasserfotografie mit dem Hauptfokus auf die Haifotografie. Dies hat mir die Gelegenheit gegeben bereits an vielen Orten mit verschiedenen Haiarten zu tauchen. An meiner Seite immer mit dabei mein Best Buddy, mein Vater. Auch er hat eine tiefe Bewunderung für diese Tiere entwickelt. Dieses Hobby und meine Faszination für Haie mit ihm teilen zu können, ist etwas vom Schönsten für mich.

Gillian Shark - Unterwasserfotografin

Mit meiner Haifotografie, welche ich unter meinem Künstlerinnennamen Gillian Shark veröffentliche, möchte ich das Bewusstsein für diese sehr missverstandenen Tiere schärfen. Außerdem möchte ich die Menschen über die Bedeutung von Haien für unser Ökosystem aufklären. Das gelingt am besten, indem ich Haie in meiner Fotografie auf ästhetisch schöne Weise darstelle. Last, but not least, versuche ich mit meinen Bildern Menschen Zugang zu einer anderen Welt zu verschaffen, die sie vielleicht selbst nicht entdecken können.

Nebst der Publikation meiner Bilder auf Instagram @gillian.shark sowie meiner Webseite www.gillianshark.com, nehme ich auch an Fotografie Wettbewerben teil. Im März 2021 erhielt ich im Rahmen des Swiss Photo Club Wettbewerbs den Jury Preis für mein Bild «Lemon Shark Yin and Yang».

Gillian Shark - Zitronenhaie
Gillian Shark - Striped Elegance - Tigerhai
Gillian Shark - Hai - A Symbiotic Relationship

Darauf folgte ein Artikel in dem Magazin «Schweizer Illustrierte» und ein Kurzporträt über meine Arbeit in der SRF Sendung «Gesichter und Geschichten».

Besonders stolz bin ich darauf im Dezember 2021 mit zwei weiteren Unterwasserfotograf:innen von National Geographic Deutschland als Newcomer im Bereich Unterwasserfotografie ernannt worden zu sein.

Gillian Shark - Tigerhaie

Mein Zukunftstraum

Seit Februar 2023 lebe ich nun in Sydney, Australien, wo ich meinen Master in Business Administration absolviere. Mein Fokus dabei liegt auf Not-For-Profit und International Business. Mein Traum ist es meine Passion für Haie und deren Schutz hauptberuflich ausführen zu können. Dabei wird mir mein pädagogisches Wissen, als ausgebildete Primarlehrerin, sicherlich von Nutzen sein. Wie das Ganze aber genau aussehen wird, weiss ich noch nicht.
Sicher ist, dass ich mich weiterhin für Haie, sei es privat oder beruflich, einsetzen werde. Mit Hilfe meiner Fotografie möchte ich die Wahrnehmung ändern und Vorurteile aufklären.

Gillian Shark

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