10 Jahre Meeresbiologie in Tamariu. Wow, eine lange Zeit! Ein klares Zeichen dafür, dass unter Tauchern ein echtes Interesse daran besteht, die faszinierende Unterwasserwelt besser zu verstehen. Meine Vorfreude, das Seminar zum 10jährigen Jubiläum an Stollis Tauchbasis besuchen zu dürfen, ist riesig!
Meeresbiologie bereichert deine Tauchgänge!
Los geht's am Tamariu Hausriff
Wir starten Sonntag vormittags mit einer kurzen Vorstellungsrunde direkt an der schönen Bucht von Tamariu. Eine nette Runde, die auf eine unterhaltsame Woche schließen lässt. Die beiden Schweizer Mary und Hugo nehmen sogar schon zum zweiten Mal teil. “Ich bin beim ersten Kurs durchgefallen und muss nachsitzen”, erklärt Hugo die zweite Teilnahme mit einem zwinkernden Auge. Von Mary erfahren wir, dass ihnen der Kurs 2017 so gut gefallen hat, dass sie im 10. Jubiläumsjahr nochmals dabei sein wollen.
Danach heißt es auch schon Equipment parat machen und anrödeln. Zur Eingewöhnung tauchen wir am Hausriff ab. Am heutigen ersten Tag ist das Programm gegenüber den anderen Kurstagen etwas auf den “Kopf gestellt”. Die erste Theorielektion “Das Mittelmeer und seine Lebensräume” findet am Nachmittag vor dem Bootstauchgang auf der Gabriela statt.
Ausfahrten mit der Gabriela
Der erste Tauchgang nach der morgendlichen Theoriestunde ist üblicherweise auf dem Boot. Die alte Dame Gabriela ist kein “typisches” Tauchboot. Dafür ist das kleine blaue Holzsegelboot umso charmanter. Wo hat man schon die Möglichkeit mit einem Segelboot zu den Tauchplätzten chauffiert zu werden? Das macht den etwas reduzierten Komfort an Bord auf jeden Fall wett. Die Ausfahrten zu den Tauchplätzen sind zudem sehr kurz, so dass ich auch in voller Montur an Deck sitzend, die Aussicht auf die schroffen orangefarbenen Felsen der Costa Brava genieße.
Meeresbiologie-Mix aus Theorie und Praxis
Beim Meeresbiologieseminar gilt es natürlich nicht nur die Schulbank zu drücken, vielmehr ist es ein toller Mix aus Theorie und praktischen Beobachtungen bei den Tauchgängen.
Wie schon erwähnt, startet der Kurs jeweils sonntags. Die weiteren Kurstage finden Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag statt. Am Mittwoch ist ein Tag Pause, welcher den Kursteilnehmern zur freien Verfügung steht.
Wie sieht der Ablauf eines Seminartages aus?
09:00 Uhr - Meeresbiologie Theorie
Um 9 Uhr treffen sich alle Teilnehmer im Seminarraum des kleinen, zentral gelegenen Restaurants Es Furió. An dieser Stelle ein kleiner Tipp: Vorher nicht zu viel Frühstücken, denn im Es Furió gibt es sehr leckere Schocki-Croissants 😉
Mit vielen tollen Fotos der großartigen Unterwasserfotografin Maria Pichelmaier, einem enormen Fachwissen und spürbarer Begeisterung erklärt uns Referentin Tina die faszinierende Unterwasserwelt. So bekomme ich schon während der Theoriestunde Lust auf den nächsten Tauchgang, in dem ich hoffentlich das ein oder andere aus dem Seminar unter Wasser entdecken kann.
10:30 Uhr - Bootstauchgang auf der Gabriela
Um halb elf treffen wir uns an Stollis Tauchbasis und machen uns für den täglichen Bootstauchgang parat. Kurze Zeit später legt die Gabriela bereits wenige Schritte von der Basis entfernt an, um die Kursteilnehmer an Bord zu nehmen. Gleichmäßig verteilt auf Steuerbord und Backbord nehmen wir Platz an Deck.
Die kurze Ausfahrt zu den Außenriffen lohnt sich wirklich, denn es gibt unheimlich viel zu entdecken. Barracuda Schulen, Meeraale (Conger), verschiedenste Nacktschnecken und farbwechselnde Gorgonien um nur einige wenige Highlights zu nennen.
ca. 12:30 Uhr - Mittagspause
Nach dem Bootstauchgang ist Mittagspause, welche die Teilnehmer selber gestalten. Diese Woche bin ich zu bequem zum Kochen, so dass ich die noch geöffneten Restaurants – das Saisonende ist Ende Oktober deutlich spürbar – an der Promenade eins nach dem anderen ausprobiere. Sie sind wirklich alle gut… mein Favorit ist jedoch die erste 2020 eröffnete Gastrobar PATXEI.
Das Restaurant liegt etwas abseits an der Strasse. Man sitzt zwar nicht so schön wie an der Promenade, aber dafür ist das 3-Gänge-Menü für 19,95 EUR vorzüglich. Die Kürbissuppe mit pochiertem Ei ist ein Gedicht und auch bei der sonst nur für 2 Pers. erhältlichen Paella drückt der Wirt für mich ein Auge zu. Last but not least, selbst gemachtes Baileys Tiramisu als Dessert. Hmmmmmm, lecker!
… aber zurück zum Meeresbiologieseminar
14:30 Uhr - Hausriff-Tauchgang
Gut verköstigt treffen wir uns wieder bei der Tauchbasis. Nachmittags steht jeweils der Hausriff-Tauchgang auf dem Programm.
Als kleine Aufgabe gilt es bei den Tauchgängen die in der Theorie besprochenen Themen in der Praxis zu beobachten. So zum Beispiel, wie schwimmen Lippfische oder Brassen? Welche Symbiosen, d.h. Meerestiere, die zusammen leben und voneinander profitieren, gibt es zu entdecken? Ein solches Beispiel sind am Hausriff die Gespensterkrabben , die sich häufig im Schutze der Wachsanemonen aufhalten.
ca. 16:30 Uhr - Nachbesprechung
Den Kurstag schließen wir jeweils mit einer Nachbesprechung ab.
Zum Standard der Nachbesprechung gehört das Ratespiel mit Tinas Bildersammlung. Jetzt zeigt sich, wer im Kurs brav aufgepasst hat. Vor allem aber hilft das tägliche Fotoquiz sich die Lebewesen, die es im Mittelmeer immer wieder zu sehen gibt, besser einzuprägen.
Ganz besondere Highlights der Nachbesprechung sind jedoch die Mitbringsel vom Fischmarkt. So zeigt Tina an einer Schamkrabbe – die übrigens so heißt, weil sie sich ganz schüchtern hinter ihren großen Scheren verstecken kann – wo sich die 10 Beinpaare befinden. Ja richtig gelesen, es sind tatsächlich 10 “Beinpaare”, die sich im Laufe der Evolution jedoch je nach Krabbenart zu unterschiedlichen Werkzeugen, wie Antennen, Fresswerkzeugen, “echten” Beinen zum Laufen oder verbreiterten Beinen zum Schwimmen entwickelt haben.
Anhand einer Goldbrasse, studieren wir nochmals die zur Fischbestimmung relevanten Merkmale, wie zum Beispiel die Brust- und Afterflossen.
So bietet der Tagesablauf des Seminars einen guten Mix aus Theorie und Praxis. Das Erlernte kann gleich beim Tauchgang in der Praxis überprüft werden und zum Abschluss des Seminartages können wir das Gelernte und Erlebte nochmals Revue passieren lassen.
Kurzportrait der Referentinnen Tina & Larissa
Tina und Larissa teilen die Leidenschaft für Meeresbiologie sowie die Zusammenhänge der Ökosysteme im Meer. Beide mögen besonders gern die kleinsten Meeresbewohner, die viele Taucher gar nicht wahrnehmen. Auch im 10. Jubiläumsjahr des Meeresbiologieseminars bei Stollis in Tamariu ist ihre Begeisterung ungebrochen. Aufgrund von Corona ist das Seminar im Frühjahr ausgefallen und dafür im Oktober zweimal durchgeführt worden. Larissa konnte bei der zweiten Durchführung, an der ich teilgenommen habe, leider nicht mehr dabei sein.
Hier stellen sich Tina & Larissa im Kurzportrait vor:
Tina Laiple
Alter: | 43 |
Brevet / Anz. TG: | ca. 400 TG |
Deine aufregendste Begegnung im Meer? | Strömungstauchgang mit einem Mondfisch |
Wann leuchten deine Augen beim Tauchen? | Bei kleinen bunten Nacktschneckchen |
Wann warst du das erste Mal in Tamariu? | 2001 |
Warum macht dir das Seminar auch im 10. Jubiläumsjahr noch Spaß? | Weil es immer wieder schön ist, Menschen das Meer näher zu bringen und diese zu begeistern |
Antwort in max. 3 Stichworten: | |
Was fasziniert dich an Meeresbiologie? | unendliche Artenvielfalt, Zusammenspiel zu einem großen Ganzen, viel zu entdecken |
Warum Meeresbiologie in Tamariu? | Super Hausriff, tolle Außenriffe, keine Touri-Massen |
Warum Stollis Tauchbasis? | Klein, familiär, Immer toll bei Stollis |
Deine Lieblinge in der Bucht von Tamariu? | Nacktschnecken, Seepferdchen |
Was macht die Flora der Bucht von Tamariu besonders? | diverse Lebensräume auf engstem Raum, immer wieder Neues |
Was sollte jeder Taucher über Meeresbiologie wissen? | Empfindliche Ökosysteme, "Zu Gast" im Meer, Tarierung |
Larissa Lehmann
Alter: | 40 |
Brevet / Anz. TG: | CMAS*/ ca. 200 TG |
Deine aufregendste Begegnung im Meer? | Mondfisch beim Strömungstauchgang |
Wann leuchten deine Augen beim Tauchen? | Seepferdchen und Nacktschnecken |
Wann warst du das erste Mal in Tamariu? | 2003 |
Warum macht dir das Seminar auch im 10. Jubiläumsjahr noch Spaß? | Tolle Leute, die die gleiche Begeisterung für die Vielfalt und Zusammenhänge unter Wasser teilen. |
Antwort in max. 3 Stichworten: | |
Was fasziniert dich an Meeresbiologie? | Fülle an Arten und das Zusammenleben auf jedem cm² |
Warum Meeresbiologie in Tamariu? | Toller kleiner ruhiger Ort, Bucht |
Warum Stollis Tauchbasis? | Super Basisteam |
Deine Lieblinge in der Bucht von Tamariu? | Seepferdchen, Nachtschnecken |
Was macht die Flora der Bucht von Tamariu besonders? | Geschützte Seegraswiese |
Was sollte jeder Taucher über Meeresbiologie wissen? | Manchmal sind die unscheinbarsten Wesen die interessantesten. |
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Mehr wissen übers Meer
Wie du erahnen kannst, könnte man mit dem Thema Meeresbiologie endlos viele Kurse füllen. Der Kurs fokussiert daher auf diejenigen Bereiche, die für uns Sporttaucher spannend sind sowie auf das Mittelmeer. Tina geht dabei sehr auf die Interessen der Teilnehmer ein. “Wie funktioniert das eigentlich mit der Fischblase“, wollten einige Teilnehmer wissen. Kurzerhand hat Tina für den nächsten Kurstag einige Folien zu dem Thema zusammengestellt.
Das Mittelmeer und seine Lebensräume
Das Mittelmeer ist umgeben von den drei Kontinenten Afrika, Europa und Asien. Es ist von Gibraltar im Westen bis zum Bosporus im Osten ca. 4.000 km lang. Die Nord-Südausdehnung beträgt hingegen max. 400 km. Mit seinen ca. 4 Millionen km3 Wasser und einer maximalen Tiefe von 5.267 m im Hellenischen Graben bietet das Mittelmeer einen riesigen Lebensraum für schier unendlich viele Arten.
Das Meer bietet nach Tiefenzonen gestaffelt verschiedenste Lebensräume, von der Spritzwasserschicht an der Oberfläche bis hin zur Tiefsee. Jede Tiefenzone verlangt ihren Bewohnern spezifische Eigenschaften und Fähigkeiten ab.
In der Spritzwasserzone leben z.B. Schnecken, Krebse und sogar einzelne Blumentiere, die besondere Fähigkeiten besitzen müssen. So müssen sie den enormen Druck starker Wellen mechanisch widerstehen oder den höheren Salzgehalt, welcher aus der Verdunstung an der Oberfläche resultiert, vertragen.
Typische Vertreter, die wir auch hier in der Bucht von Tamariu finden, sind die Napfschnecke und sowie einzelne Arten aus der Familie der Kreiselschnecken, die sich ihren festen Platz an den Felsen einrichten. Oder auch die knapp unterhalb der Wasseroberfläche angesiedelte zu den Blumentieren gehörende Pferdeaktinie.
Meine Meeresbiologieseminar-Highlights
Die Inhalte des Seminars sind sehr vielfältig, gleichwohl decken sie nur einen Bruchteil der Diversität im Mittelmeer ab. Natürlich sind auch die Interessensschwerpunkte der Teilnehmer unterschiedlich. Meine persönlichen Highlights sind Nacktschnecken, was alles im Sand lebt sowie sessile Tiere und Seegraswiesen. Die beiden letzteren, weil ich darüber soooooo viel Neues erfahre und ich es hier in der Bucht von Tamariu beim Tauchen gleich in live beobachten kann (z.B. Ocotogonale – Gorgonien und Hectogonale – Zylinderanemonen) … und Nacktschnecken allein deswegen, weil sie mich generell immer wieder begeistern.
Seegraswiesen - "Die Lungen der Meere"
Eine Seegraswiese, die in den Wogen des Meeres sanft hin und her schwingt, ist schön anzuschauen. Darüber hinaus habe ich mir bisher wenig Gedanken dazu gemacht. Dank Tina weiß ich seit heute um die wichtige Funktion von Seegraswiesen für das Ökosystem Meer. Zunächst sind üppige Seegraswiesen ein Zeichen dafür, dass die Wasserqualität sehr gut ist. Seegras gedeiht nur in reinem Wasser und wächst sehr langsam. Es vermehrt sich durch Teilung oder aber durch die Blüte, welche allerdings nur sehr selten ist. Maria, Leiterin der Tauchbasis und leidenschaftliche Unterwasserfotografin, hat in 18 Jahren lediglich zwei Seegrasblüten erlebt.
Von den vier im Mittelmer vorkommenden Arten wächst in Tamariu das buschige Neptungras (Posidonia ocanica). Seit 2012 ist die Seegraswiese in der Bucht von Tamariu geschützt. Boote dürfen hier nicht mehr ankern, sondern nur noch an Bojen festmachen.
Durch ihre Photosynthese produzieren die Seegraswiesen Sauerstoff. 1 qm Seegras, produziert 14 Liter Sauerstoff pro Tag. Damit sind die Seegraswiesen die “Lungen der Ozeane“. Die Oberfläche der Gräser wird jedoch von diversen Organismen als Lebensraum genutzt, welche die Photosynthese blockieren. Das Seegras bedient sich daher eines kleinen Tricks und zwar des Förderbandwachstums. Im Winter, wenn andere Organismen weniger aktiv sind, schiebt es von unten neues Wachstum nach. Daher findet man nach dem Winter Seegras, welches unten kräftig grün und im oberen Teil braun und bewachsen ist.
Neben all den winzigen Organismen, die auf dem Seegras selbst leben, bieten Seegraswiesen den optimalen Lebensraum für andere Meeresbewohner. Die Grasnadel z.B. macht es sich zu Nutze das Seegras zu imitieren und ist so fast nicht von diesem zu unterscheiden. Bei unserem Tauchgang entdeckt Tina eine Baby-Grasnadel. Und ich habe im ersten Versuch tatsächlich das Seegras daneben anstatt die Grasnadel fotografiert. Also genau hinschauen, damit du nicht auch nur Seegras auf deinem Foto hast 😉
Sessile Tiere, die Dekoration unserer Meere
Bei den sessilen Tieren handelt es sich um festsitzende Tiere, die nicht in der Lage sind ihren Standort zu wechseln. Es gibt tausende von Arten in unseren Meeren. Zu den sessilen Tieren gehören unter anderem auch die Blumentiere (Anthozoa) und die Schwämme (Porifera). Allein das Wissen, dass es sich bei diesen beiden Arten um Tiere und nicht um Pflanzen handelt, finde ich schon faszinierend. Darüber hinaus begeistern die Blumentiere und Schwämme uns Taucher mit ihrer Farbenpracht und Vielfalt an Formen. Sie als Dekoration unserer Meere zu bezeichnen ist daher absolut zutreffend.
Blumentiere
Sie sehen aus wie Blumen, sind aber Tiere… vielleicht daher, der Name? Die Mundöffnung der Blumentiere ist von Tentakeln umringt, die mit Nesselzellen besetzt sind, um ihre Beute zu lähmen. Je nach Anzahl der Tentakeln werden diese Hexacorallia (sechsstrahlig) und Octocorallia (achtstrahlig) unterschieden. Während die Hexacorallia immer 6 oder ein Vielfaches von 6 Tentakeln aufweisen, verfügen Ocotocorallia immer über exakt 8 Tentakeln.
Zu den sechsstrahligen Blumentieren zählen unter anderem Seeanemonen (Actiniaria), Krustenanemonen (Zoantharia) oder Zylinderanemonen (Ceriantharia), die auch in der Bucht von Tamariu vorkommen.
Vertreter der achtstrahligen Blumentiere sind die Gorgonien (Gorgonacea), wie diese am Cala Nova Riff vorkommen. Die dicht mit farbwechselnden Gorgonien bewachsenen Wände des Riffs sind schlichtweg bezaubernd. Ich könnte sie stundenlang bewundern. Zu finden sind Gorgonien übrigens meist an strömungsreichen Stellen. Hier können sie möglichst viel Nahrung, die hauptsächlich aus Plankton besteht, auffangen. Die Gorgonien sind eine Ansammlung unzähliger kleiner Polypen, die jeweils 8 Tentakeln zum Fangen der Nahrung haben.
Schwämme
Schwämme existieren in diversen Farben und Formen. Sie können z.B. als dünne Krusten, strauchförmig oder in Form eines Trichters auftreten. Für mich ist es immer noch kaum zu fassen, dass es sich bei Schwämmen tatsächlich um Tiere handelt.
Und Sex haben sie sogar auch! Schwämme sind zwittrig. Ihre Spermien und Eier werden von verschiedenen Zellen gebildet und ins Schwamminnere bzw. ins Wasser abgegeben. Die Befruchtung erfolgt im Schwamm, wo sich später eine Larve entwickelt, die dann den Schwamm verlässt.
Sehr interessant finde ich auch, dass Schwämme immer stärker in den Fokus von Wissenschaft und Industrie geraten. Grund hierfür sind die ca. 800 – Tendenz steigend – bisher entdeckten nutzbaren Naturstoffe aus Schwämmen. Ein Beispiel aus der Medizin sind die zwei Substanzen Avarol und Avaron, die in der Lage sind HIV-Viren zu töten und Zellen vor den Viren zu schützen.
Nacktschnecken - klein, bunt und pfiffig
Während die Nacktschnecken in unserem Gemüsegarten eher ein Ärgernis darstellen, gehören die mitunter winzigen Kriechtiere zu meinen absoluten Lieblingen unter Wasser. Die leuchtenden Farben sind einfach ein Hingucker. Jetzt, wo ich im Seminar auch noch erfahre, welch pfiffigen Strategien sich die Nacktschnecken angeeignet haben, ist meine Bewunderung nochmals gestiegen.
Manche mögens sonnig!
Die winzige in der Bucht von Tamariu häufig vorkommende Grüne Samtschnecke (Elysia) ernährt sich durch Photosynthese. Hierzu schlitzt sie die Zellwand von Algen mit speziellen Mundwerkzeugen auf und saugt deren Zellen unbeschadet auf. Diese Zellen funktionieren weiter und decken bis zu 60% des Energiebedarfs der smarten Elysia.
Manche mögens nesselnd!
Die Wanderfadenschnecke von der es im Mittelmeer diverse Sorten zu beobachten gibt, machen sich eine besondere Abwehrtechnik zu Nutze. Sie fressen Nesselkapseln, ohne diese zu beschädigen und lagern diese Giftpolypen voll funktionstüchtig in den Fadenspitzen ein. Bei drohender Gefahr explodieren die Nesselkapseln und dem Angreifer schießt ein giftiger Nesselfaden entgegen.
Manche mögens giftig!
Die Leoparden-Sternschnecke, aufgrund ihrer gepunkteten Färbung auch als Seekuh bekannt, setzt eine chemische Verteidigungsstrategie ein. Sie ernährt sich von nur zwei Schwammarten, welche stark toxische Inhaltsstoffe aufweisen, so dass die Seekuh letztlich selbst giftig und somit nicht besonders bekömmlich ist.
Wenn der Sand zurück schaut
Fährten im Sand lesen
Maria verrät mir, dass sie nach oval geformten Mulden im Sand sucht. Diese sind ein Indiz dafür, dass sich ein Himmelsgucker in der Nähe befinden könnte. Es gilt also die Fährten im Sand zu lesen. Die ein oder andere passende Mulde entdecken wir auch im Sand, leider sind die Bewohner immer schon verschwunden. Plötzlich deutet Maria auf eine ca. 1 m große runde Vertiefung hin. Ich denke mir, da könnte evtl. mal ein Rochen gelegen haben. Als Maria vorsichtig beginnt den Sand mit der Hand beiseite zu wedeln, bin ich völlig überrascht, dass ein Marmor-Zitterrochen zum Vorschein kommt. Allein wäre ich einfach darüber hinweg getaucht.
Auch wenn es uns verwehrt bleibt einen Himmelsgucker zu entdecken, tummelt sich so einiges im Sand, was nur mit einem geschulten Blick zu erkennen ist. An einer Stelle scheint sich der Sand zu bewegen. Bei ganz genauem Hinsehen, sind unzählige winzige Garnelchen zu erkennen. Wenig später ragen zwei zarte Tentakeln eines Borstenwurms aus dem Sand. Mit diesen fischt sich der mehrheitlich im Sand vergrabene Wurm seine Nahrung aus dem Wasser.
Immer wieder huschen super getarnte Flundern vorbei, die wie ein sandfarbener Teppich mit dem Meeresgrund verschmelzen. Ein Sandaal, der wie ein Pfeil schräg im sandigen Grund steckt, schaut mich ein wenig grimmig an, als ich ihm mit meiner Kamera näher komme. Es lohnt sich tatsächlich in der Bucht von Tamariu mal einen reinen “Sandtauchgang” einzuplanen. Vielleicht hast du ja sogar das Glück, das ein Himmelsgucker aus dem Sand zurück schaut.
Und es gibt noch viel mehr ...
Nebst meinen persönlichen Highlights haben wir im Kurs auch besprochen wie die Fischbestimmung erfolgt, welche Arten von Krebsen und Garnelen es gibt, welche Fische wir Taucher im Mittelmeer häufig antreffen können und wie das Meeresleuchten zu erklären ist. Es gibt also viele weitere spannende Themen im Seminar.
Wie anfänglich schon erwähnt, lässt sich nicht die gesamte Biodiversität der Meere in einem Seminar abhandeln. So gibt es diverse Highlights über die ich mich bei meinen Tauchgängen in Tamariu erfreuen durfte. Zum Beispiel Oktopusse, Sepien, Muränen, Plattwürmer, diverse Schleimfische und last but not least Seepferdchen.
Meeresbiologie Abschlussprüfung
Das Spezialbrevet Meeresbiologie gibt es selbstverständlich nicht geschenkt. Heute ist der letzte Kurstag und wir treffen uns im Restaurant Es Furió zum gemeinsamen Abschlussdinner mit Tina, allen Kursteilnehmern und der gesamten Stollis Crew.
Bevor es jedoch zum geselligen Teil des Abends übergeht, steht die Abschlussprüfung des Meeresbiologiekurses auf dem Programm. Prüfungsangst ist jedoch fehl am Platze. Anstatt eines typischen Testfragebogens hat sich Tina ein Format zur Wissensabfrage überlegt, in dem der Spaßfaktor im Vordergrund steht. Jetzt ist nicht nur Wissen gefragt, sondern auch Kreativität. Zunächst gilt es eine Pantomime-Runde zu absolvieren. Nach und nach stellt jeder Teilnehmer pantomimisch etwas aus der Fauna und Flora der Unterwasserwelt vor, während die Gruppe versucht es zu erraten.
Die zweite Runde findet im Montagsmaler-Format statt. Jetzt ist zeichnerisches Talent gefragt. Meine Aufgabe ist es das Meeresleuchten malerisch darzustellen. Dazu fallen mir spontan eine Taschenlampe als Lichtquelle und ein paar Wellen zur Beschreibung des Meeres ein. Die pfiffige Runde kann meine Gedanken offensichtlich gut interpretieren, so dass Mary schnell dir richtige Lösung “Meeresleuchten” ruft.
Tatsächlich bleibt am Ende keines der Rätsel ungelöst und alle Teilnehmer erhalten das VDST Brevet für den Spezialkurs Meeresbiologie.
Kosten und Leistungen des Meeresbiologieseminars
Der Preis für das Meeresbiologieseminar beträgt 345,- Euro pro Teilnehmer (exklusive Anreise, Unterkunft und Verpflegung).
Im Preis enthalten sind:
- Brevet VDST Spezialkurs Meeresbiologie
- 5 Tage Tauchpaket
- 1 Bootstauchgang täglich
- Non-Limit Tauchen in der Bucht (Luft unbegrenzt)
- 5 Tage Meeresbiologie Theorie inkl. digitale Unterlagen
Optional gegen Aufpreis:
- Nachttauchgang in der Bucht
- Tauchequipment / Leihausrüstung
jeweils gem. der aktuellen Preisliste auf der Webseite
Fazit
Mittlerweile stehen in meinem Logbuch weit über 500 Tauchgänge. Auch wenn es immer wieder Neues zu entdecken gibt, entsteht gelegentlich das Gefühl alles schon einmal gesehen zu haben. Dies insbesondere im Mittelmeer, das ich seit einigen Jahren regelmäßig betauche. Auch in der kleinen Bucht von Tamariu fragt sich vielleicht der ein oder andere: “Lohnt es sich dort mehrfach zu tauchen?” Da brauchst du nur die leidenschaftliche Unterwasserfotografin Maria zu fragen, die seit 18 Jahren mit ihrer Unterwasserkamera in der Bucht auf Fotojagd ist und immer wieder mit neuen Fotos – Maria auf Instagram – begeistert.
Beste Reisezeit für Taucher - Tamariu
Stollis Tauchbasis ist von Ostern bis Mitte Oktober geöffnet. Im Frühjahr ist das Mittelmeer noch relativ frisch, dafür sind die Temperaturen sehr moderat und Tamariu ist noch nicht überlaufen. In der Hochsaison sind die Tauchbedingungen – warmes Wasser – zwar gut, aber der kleine Ort platzt vor Touristen insb. an den Wochenenden, wo sich die Städter aus Barcelona zusätzlich zu den Urlaubern gesellen. Für mich ist die beste Reisezeit daher in den Monaten September und Oktober. Die Bucht ist weniger stark frequentiert und das Meer hat noch immer angenehme Temperaturen zum Baden und Tauchen.
Klimatabelle
Aktuelles Wetter in Tamariu
Tauchbasis
Ansprechpartner: | Maria und Tom Pichelmaier |
Web: | https://stollis-divebase.eu |
Email: | info@stollis-divebase.eu |
Telefon: | +34 972 620 035 |
Mobil: | +34 628 591 350 |
Lage: | Stollis Divebase liegt perfekt am Ende der Promenade der kleiner Bucht in Tamariu: Passeig mar, 26 E-17212 Tamariu / Prov. Girona |
Preise: | 1 TG/12,50 EUR mit eigener Ausrüstung inkl. Ausrüstung ab 5 TG/12 EUR, ab 10 TG 11 EUR, ab 15 TG 10,50 EUR, ab 20 TG / 10 EUR 1 Woche Non-Limit Tauchen inkl. 1 Bootstauchgang pro Tag 203 EUR mit eigener Ausrüstung Leihausrüstung komplett 35 EUR/Tag oder 175 EUR/Woche Weitere Tauchpaketangebote findest du hier: Preisliste |
Kurse: | Open Water Diver 435 EUR Advanced Open Water Diver 315 EUR |
Sprache:: | Deutsch, Englisch, Spanisch |
Wichtige Dokumente: | Du benötigst sowohl ein gesundheitliche Tauchtauglichkeitsbescheinigung als auch eine gültige Taucherversicherung. |
Geöffnet: | Ostern - Mitte Oktober |
Sonstiges: | Die erste Tauchbasis (zumindest für mich) bei der ein kompletter online Check-in von zu Hause aus möglich ist. Kein Papierkram mehr vor Ort! |
Hinweis:
Für Unterwasservideos setze ich die GoPro Hero 8, im T-Housing mit Keldan 4X/8X Videolampen ein.
Transparenz:
Die Tauchgänge und die Seminarteilnahme wurde von Stollis Divebase unterstützt. Alle Eindrücke sind wie immer meine eigenen, darauf kannst du zählen!
Dieser Beitrag enthält Empfehlungs-Links. Das bedeutet, wenn du über einen der Links etwas buchst, erhalte ich eine kleine Provision. Für dich bleibt der Preis unverändert. Gleichzeitig unterstützt du so ohne Mehrkosten meinen Tauchreiseblog Explore-the-Ocean. Ein riesiges Dankeschön, Jochen 🙂
Gut zu wissen
Land: | Spanien (Katalonien) |
Lage: | Der idyllische Küstenort Tamriu liegt in Katalonien auf dem spanischen Festland, ca. 100 km südlich der Französischen Grenze und 100 km nördlich von Barcelona. |
Größe: | < 300 Einwohner, allerdings in der Sommerzeit ein vielfaches an Touristen |
Hauptort: | Tamariu gehört zur Gemeinde Palafurgell mit ca. 23.000 Einwohner |
Sprache: | Katalanisch, Spanisch |
Geld: | EUR |
Visum: | Für EU-Bürger und Schweizer wird kein Visum benötigt. Ein gültiger Reisepass oder Personalausweis ist ausreichend. |
Zeit: | MEZ |
Elektrische Spannung: | 220 V – Euro-Stecker funktionieren ohne Adapter, deutschen Schuko-Steckdosen i.d.R. nicht; Schweizer Stecker benötigen einen Adapter |
Medizinische Hinweise: | Keine besonderen Empfehlungen (ohne Gewähr). Aktuelle Informationen bitte beim Arzt erfragen. (aktuelle CORONA Hinweise beachten!!!) |
Einreiseformular | https://www.spth.gob.es/ |